Seite:Lucians Werke 0596.jpg

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um mir Sorgen und Mühe damit zu erkaufen! Nun ist mir, als ob ich aus einem Rausche erwachte; ich sehe, an was ich Thörichter meine Liebe verschwendete, und welche Leiden mir diese Liebe schuf!

83. Lycinus. Wozu nun diese Klagen, mein Guter? denke doch an den guten Rath, den Aesop in einer seiner Fabeln giebt. „Einst saß,“ so erzählt er, „ein Mensch am Gestade des Meeres, und zählte die Wellen, die sich an den Felsen brachen; da begegnete es ihm, daß er im Zählen irre ward, und dieß verdroß ihn sehr. Allein ein Fuchs, der dabei stand, sprach zu ihm: Seltsamer Mensch, was grämst du dich wegen der Wellen, die schon vorüber sind? Achte ihrer nicht, und fange von neuem an!“ Mache du es eben so, mein Freund: entschließe dich, den Rest deiner Tage als ein gemeinnütziges Glied der bürgerlichen Gesellschaft zu verleben, und entschlage dich deiner bisherigen abentheuerlichen und windigen Hoffnungen. Und wenn du vernünftig bist, so hältst du es für keine Schande, in deinen Jahren noch auf andere Gedanken zu kommen und den bessern Weg einzuschlagen.

84. Glaube übrigens nicht, lieber Freund, daß es mit diesem Allem bloß auf die Stoa abgesehen sey, und daß ich aus einem gegen die Stoiker insbesondere gefaßten persönlichen Hasse so gesprochen habe. Nein, was ich hier sagte, gilt von Allen insgemein. Ich würde nicht anders zu dir gesprochen haben, wenn du der Schule Plato’s oder des Aristoteles zugethan gewesen wärest, und die übrigen alle so einseitig und ohne Untersuchung verworfen hättest. Weil du

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0596.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)