Seite:Lucians Werke 0599.jpg

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Athenern, dann den Corinthern, hierauf den Argivern und Lacedämoniern besonders vorzulesen, däuchte ihm ein zu beschwerlicher, langer und zeitraubender Weg, um zu seinem Ziele zu gelangen. Er wollte das Geschäft, den Griechen sich bekannt zu machen, mit Einemmale abthun, und seinen Ruhm sich nicht so allmählig und theilweise sammeln; daher trachtete er nach einer Gelegenheit, die Griechen irgendwo in Masse beisammen zu treffen. Eben standen die großen Olympien bevor, und Herodot sah sogleich, daß dieß der günstigste Zeitpunkt für ihn seyn würde, den er sich nur wünschen könnte. Er wartete also, bis die Versammlung sehr zahlreich und die vornehmsten und gebildetsten Griechen von allen Seiten herbeigekommen waren: alsdann bestieg er die Stufen auf der Rückseite des Jupitertempels, nicht als Zuschauer, sondern um selbst als olympischer Kämpfer vor dem Volke aufzutreten, und declamirte nun seine Geschichte, wodurch er die Zuhörer so sehr bezauberte, daß sein Werk, das gerade aus neun Büchern besteht, den Namen der Musen erhielt.

2. Nun war sein Name allgemeiner bekannt, als selbst die Namen der olympischen Sieger; und wer ihn nicht selbst in Olympia vernommen hatte, der erfuhr von den dorther Zurückkommenden das Lob Herodot’s; und wo er sich hinfort nur sehen ließ, da ward mit Fingern auf ihn gewiesen, und Jeder zeigte ihn seinem Nachbar mit den Worten: „Das ist der berühmte Herodot, der in jonischer Mundart die Persischen Kriege beschrieben und unsere Triumphe verewigt hat!“ Welch herrliche Frucht trug ihm also dieses

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0599.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)