Seite:Lucians Werke 0609.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(sobald es enthüllt war) ein allgemeines Beifallgeschrei, wie das bei dem ersten Anblick eines so köstlichen Werkes nicht anders seyn konnte. Allein was die Leute alle am meisten bewunderten, war (wie neulich bei meinen Zuhörern) das Neue des Gedankens, und der Einfall, einen Gegenstand zu bearbeiten, an welchen zuvor Niemand gedacht hatte. Wie also Zeuxis sah, daß diese Neuheit die Zuschauer so ganz beschäftigte, daß sie für die Kunst und außerordentliche Sorgfalt in der Ausführung aller Theile gar kein Auge hatten, so rief er einem seiner Schüler zu: „Hülle das Gemälde nur wieder ein, Mikkion, und laß es nach Hause tragen. Diese Menschen loben sich nur den rohen Stoff, das Gemeinste an unserer Kunst: an das aber, was sie bewundern müßten, wenn sie Kunstsinn hätten, kehren sie sich nicht viel: die überraschende Neuheit des Einfalls gilt ihnen weit mehr als aller Kunstwerth der Arbeit.“ So äußerte sich Zeuxis, wohl etwas zu gereizt, wie mich däucht.

8. Etwas Aehnliches begab sich in der Schlacht, welche Antiochus, mit dem Beinamen der Erretter [König von Syrien], den Galatern lieferte. Wenn es euch nicht unangenehm ist, erzähle ich euch das Geschichtchen. Dieser Fürst kannte seine Feinde als sehr gute Soldaten, und wußte auch, daß sie ihm an Zahl überlegen waren. Sie hatten eine sehr starke, zusammengedrängte Phalanx gegen ihn aufgestellt, von vier und zwanzig Gliedern schweren Fußvolks in der Tiefe, die vordersten Gliedern alle mit ehernen Panzern bewaffnet, jeden der beiden Flügel von zehntausend Reitern unterstützt; aus der Mitte sollten (im Augenblicke des Angriffs)

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0609.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)