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25. Um so glaubwürdiger, bei’m Jupiter, ist dagegen die Erzählung von dem Lebensende des oben genannten Severianus, welche eben dieser Geschichtschreiber von einem Augenzeugen, der sich mit der Flucht gerettet, vernommen zu haben, eidlich betheuert. Dieser Feldherr habe sich, meldet er, weder erstechen, noch vergiften, noch erhängen wollen, sondern eine ganz neue, hochtragische Todesart sich ausgesonnen. Zufällig hätte er einige sehr große Pocale vom schönsten Glase bei sich gehabt. Da nun der Entschluß, sich den Tod zu geben, fest bei ihm gestanden, hätte er den größten dieser Pocale zerbrochen, und sich mit einer Glasscherbe die Kehle abgeschnitten! – Daß doch der Mann nicht einmal eines Dolches oder eines Spießes habhaft werden konnte, um wenigstens eines ehrlichen Soldaten-Todes zu sterben!

26. Weil nun Thucydides den ersten Gebliebenen im Peloponnesischen Kriege eine Leichenrede [von Perikles] gehalten werden läßt,[1] so meint unser Autor, seinem Severianus ein Gleiches angedeihen lassen zu müssen. Denn es ist ein beständiges Ringen dieser Leute mit dem guten Thucydides, der doch an allen jenen fatalen Auftritten in Armenien so unschuldig ist! Unser Mann begräbt also den Severianus mit allem möglichen Pompe, pflanzt sodann einen gewissen Hauptmann Afranius Silo auf den Grabhügel, und läßt diesen würdigen Nebenbuhler des großen Perikles so rührend und so gewaltig peroriren, daß ich – die Grazien wissen es! – gar viele Thränen vergoß – vor Lachen; besonders


  1. Thucyd. II, 34. ff.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 658. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0658.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)