Seite:Lucians Werke 0734.jpg

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gegenüber liegt. Und endlich nach erlittenem vielfachem Ungemach, nach wunderlichen Kreuz- und Querzügen durch allerhand Völkerschaften, und nach langem Aufenthalte unter den ungeselligsten Nationen wirst du, spät genug, auf eurem Festlande wieder ankommen.“ So Rhadamanth.

28. Zugleich zog er eine Malvenwurzel aus der Erde, und reichte sie mir mit dem Rathe, in allen, auch den größten Gefahren, mein Gebet nur an sie zu richten.[1] Und wenn ich wieder auf diese unsere Erde zurückkäme, so sollte ich erstlich mit keinem Degen im Feuer schüren: zweitens keine Wolfsbohnen essen, und drittens mit keinem jungen Menschen über achtzehen Jahren zu schaffen haben. Wenn ich dieser drei Verbote stets eingedenk seyn würde, so dürfte ich hoffen, dereinst auf jenes glückliche Eyland wiederzukehren. – Ich machte nun alle Anstalten zu der bevorstehenden Abfahrt, und zu der gewöhnlichen Stunde speiste ich noch mit den Heroen. Tags darauf gieng ich zum Dichter Homer, bat ihn, mir eine Inschrift in zwei Versen zu machen; und wie sie fertig war, errichtete ich auf dem Gestade des Hafens eine Denksäule aus Beryll und grub die Inschrift darauf. Sie lautete also:

Lucian hat dieß Alles gesehn, drauf kehret er wieder
Heim zum eigenen Herd! ein Liebling seliger Götter.

29. Nachdem ich noch diesen Tag hier geblieben, segelte ich am folgenden, begleitet von sämmtlichen Heroen, von dannen. Beim Abschiede steckte mir Ulysses hinter dem Rücken der Penelope ein Briefchen an die Nymphe Calypso auf der


  1. Den Pythagoräern, welchen auch das Folgende gilt, war die Malve ein sehr heiliges Gewächs.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 734. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0734.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)