Seite:Lucians Werke 0750.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sehen mußte, und von seinem wunderbaren Verhängniß genöthigt ward, an sich selbst zum Tyrannenmörder zu werden. Sein Sohn aber starb von meiner Hand, und verhalf mir eben durch dieses Sterben zu dem zweiten Mord: und so ist er, der im Leben des Vaters Frevelgenosse gewesen, im Tode noch zum Vatermörder geworden.

2. Ich bin es also, der die Zwingherrschaft stürzte, und mein Schwert ist’s, das dieses Alles vollbrachte. Nur die Ordnung habe ich umgekehrt, und eine neue Art erfunden, Frevlern den Untergang zu bereiten: ich habe den Stärkern, der Kräfte genug zum Widerstande besaß, mit eigener Hand zu Boden gestreckt, und den Alten bloß meinem Schwerte überlassen.

3. Mit Recht könnte ich mir also einen um so reichlichern Dank, und für den gedoppelten Tyrannenmord einen gedoppelten Ehrenpreis von euch versprechen, da ich euch ja nicht bloß von einem gegenwärtigen Uebel, sondern auch von der Furcht vor einem künftigen befreit, und durch Hinwegräumung des einzigen Erben der unrechtmäßigen Gewalt unsere Freiheit hinfort fest begründet habe. Allein statt dessen sehe ich mich in Gefahr, für die große und glückliche That weder Ehre noch Lohn zu empfangen, und auf einen Dank verzichten zu müssen, welchen die Gesetze, die ich gerettet, vorschreiben. Es will mich bedünken, als spreche aus meinem Gegner nicht sowohl die Fürsorge für das Allgemeine, die er vorgiebt, als der Schmerz über den Tod der Tyrannen und der Haß gegen den Urheber desselben.

4. Erlaubt mir, meine Richter, an die Gräuel jener Zwingherrschaft, wiewohl sie euch so gut wie mir bekannt

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 750. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0750.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)