Seite:Lucians Werke 0793.jpg

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also auch blos Dieß rund heraus erklärt hätte: „ich kann diese Frau heilen, aber ich will sie nicht heilen, ich will bloß für mich und meinen Vater ein Arzt, für alle übrigen Menschen ein Nichtarzt seyn;“ welcher Tyrann wäre wohl gewaltthätig genug, mich gegen meinen Willen zu einer Anwendung meines Wissens zu zwingen? In solchen Fällen sind, dächte ich, Bitten und Wünsche, nicht aber leidenschaftliche Drohungen mit Gesetz und Richter, an ihrem rechten Orte. Man muß dem Arzte nicht befehlen, ihn nicht schrecken wollen, sondern seinen guten Willen gewinnen: er muß zu einem Kranken nicht mit Gewalt geführt werden, sondern von freien Stücken und mit Vergnügen kommen. Diese freie Kunst ist väterlichem Zwange nicht unterthan. Hat ja doch auch der Staat den Aerzten öffentliche Ehren, ansehnlichen Rang, Befreiung von Staatslasten und andere Vorzugsrechte zuerkannt!

24. Dieß wäre es, was ich überhaupt für mich und meine Kunst anführen könnte, wenn ich meine Dienste, auch wo sie wirklich nützen könnten, und auch in dem Falle verweigerte, daß du selbst mich diese Kunst hättest erlernen lassen, und für meine Ausbildung gesorgt und zu diesem Zwecke Kosten aufgewendet hättest. Nun aber bedenke doch, wie so ganz unbillig du handelst, wenn du mir verwehren willst, mit meinem Eigenthum nach Belieben zu schalten. Diese meine Kunst habe ich ja erlernt, als ich nicht mehr dein Sohn war, als du kein Recht mehr an mich hattest: und gleichwohl habe ich sie zu deinem Besten erlernt, du warst der Erste, der ihrer Früchte genoß, ungeachtet du mir Nichts, um mich ihr widmen zu können, gegeben hattest.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 793. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0793.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)