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Der erste Phalaris.[1]

1. Wir erscheinen, ihr Delphier, aus Auftrag unsers Beherrschers Phalaris, um dem Gotte diesen (ehernen) Stier zu überbringen, und das Nöthige sowohl über seine Person, als über dieses Weihgeschenk, euch vorzutragen. Dieß ist der Grund unserer Hierherkunft. Die Worte des Phalaris aber, die wir euch hinterbringen sollen, sind folgende:

„Ich wollte Alles in der Welt darum geben, ihr Männer von Delphi, wenn es mir gelänge, der ganzen Griechischen Nation als Der zu erscheinen, der ich wirklich bin, und nicht als Den mich das Gerede meiner Feinde und Neider Denen abgeschildert hat, die mich nicht näher kennen. Besonders wichtig aber muß mir die Meinung seyn, die Ihr von mir habt, die ihr die Priester des Pythischen Gottes, die Anwohner seines Heiligthums, ja ich möchte sagen, seine vertrauten Hausgenossen seyd. Denn ich bin der Meinung, wenn ich mich vor Euch gerechtfertigt, und Euch überzeugt haben werde, wie ich so ganz ohne Grund im Rufe eines grausamen Tyrannen stehe, so werde ich durch Euch vor dem ganzen übrigen Griechenland mich gerechtfertigt haben. Für jedes meiner Worte will ich den Gott zum Zeugen anrufen, der sich nicht durch Trugschlüsse berücken, nicht durch lügenhafte


  1. Eine Apologie des berüchtigten Tyrannen von Agrigent, in Gestalt einer Rede der Abgesandten des Phalaris im Namen Desselben an die Priester und das Volk zu Delphi.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 801. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0801.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)