Seite:Lucians Werke 0812.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weiterer Unglücklichen aufbewahren, sondern für’s erste und letztemal das Brüllen seines Verfertigers in Melodieen umwandeln lassen wollte. Der Künstler selbst war der Erste und Einzige, an welchem ich das Kunstwerk prüfte, und hinfort sollte auf immer eine Musik verstummen, die den Musen wie den Sterblichen gleich gräuelvoll seyn mußte. – Diese Gabe sey denn für dießmal dem Gotte dargebracht. Noch viele andere Geschenke werde ich ihm weihen, wenn er mir verleihen wird, daß ich nie wieder zu strafen genöthigt seyn werde.“

14. Dieß sind die Worte, ihr Delphier, welche Phalaris euch von ihm zu bringen befohlen. Sie sind sämmtlich wahr, und geben die Sache, wie sie wirklich ist. Dieses unser Zeugniß aber verdient um so mehr euern Glauben, als wir genau unterrichtet sind, und keinen Grund haben, die Unwahrheit zu sagen. Sollte es jedoch nöthig seyn, für einen Mann, der unverdient im Rufe der Grausamkeit steht, und gegen seinen Willen genöthigt war, schwere Strafurtheile auszusprechen, eine förmliche Bitte einzulegen, so bitten wir Agrigentiner, als Griechen, und unserer Abstammung nach, gleichfalls als Dorier, nehmet einen Mann in eure Freundschaft auf, der sie so eifrig wünscht, und von dem Bestreben beseelt ist, euch Allen insgesammt und jedem Einzelnen möglichst viel Gutes zu erzeigen. Nehmet diesen Stier an, stellet ihn in eurem Tempel auf, und betet zu dem Gotte für Agrigent’s und unsers Phalaris Wohl. Entlasset uns nicht unerhört, beschimpfet nicht Den, der uns sandte (durch Verschmähung seines Geschenkes), und entziehet nicht der Gottheit ein Weihgeschenk, das eben so herrlich als ihrer würdig ist.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 812. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0812.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)