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Alexander oder der Lügenprophet.

1. Du glaubtest vielleicht, mein bester Celsus,[1] etwas recht Leichtes und Unbedeutendes von mir zu verlangen, da du mir auftrugst, dir ein eigenes Buch von dem Leben des Magiers Alexander von Abonoteichus[2] und von dessen listigen Anschlägen, verwegenen Streichen und gauklerischen Künsten zu schreiben. Allein eine genaue und in’s Einzelne gehende Untersuchung und Darstellung dieses Gegenstandes wäre in der That keine geringere Aufgabe, als die Abfassung einer Geschichte der Thaten Alexander’s des Großen. Denn jener Alexander war ein eben so großer Betrüger, als der Sohn Philipp’s ein großer Held. Gleichwohl, wenn du mir versprechen willst, mich mit Nachsicht zu lesen, und das Mangelhafte meiner Erzählung in Gedanken zu ergänzen, so will ich mich der Arbeit unterziehen und versuchen, diesen Augiasstall wo nicht ganz, doch so weit ich’s vermag zu reinigen. Und wenn ich auch nur wenige Körbe herausschaffen werde, so wirst du aus diesem schon abnehmen können, wie unermeßlich die gesammte Menge Unraths seyn muß, den dreitausend Ochsen in vielen Jahren liefern konnten.


  1. Nach allgemeinem Dafürhalten derselbe Epicuräische Philosoph und Gegner der Christianer, gegen welche des Presbyters zu Alexandrien, Origenes, Apologie des Christenthums gerichtet ist.
  2. Städtchen in Paphlagonien.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 819. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0819.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)