Seite:Lucians Werke 0825.jpg

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diesen Kriechthieren kauften sie nun eines der schönsten um wenige Obolen.

8. Und nun nahm die Comödie ihren Anfang.[1] Unsere beiden verwegenen, zu jeder Schurkerei allezeit fertigen Spitzbuben, die sich das Wort gegeben, gemeinsame Sache zu machen, hatten es bald weg, daß Furcht und Hoffnung die großen Tyrannen sind, welche das menschliche Leben beherrschen, und daß, Wer die Eine wie die Andere gehörig zu benützen wüßte, in Kurzem ein reicher Mann werden könnte. Sie sahen, wie für den Fürchtenden sowohl als für den Hoffenden nichts nöthiger und wünschenswerther ist, als das Zukünftige voraus zu wissen, und wie Delphi, Delos, Claros und das Orakel der Branchiden nur darum so reich und berühmt wurde, weil die Leute von jenen beiden Tyrannen getrieben, und begierig, die Zukunft zu erfahren, nach diesen Tempeln liefen, Hekatomben opferten und goldene Ziegel darbrachten. Sie faßten also, nach gemeinschaftlicher Ueberlegung und gegenseitiger Austauschung ihrer Ansichten, den Entschluß, eine förmliche Orakelfabrik zu errichten, überzeugt, wenn dieses Geschäft ihnen von Statten ginge, alsbald zu großem Reichthum zu gelangen. Und in der That, es gelang ihnen über alle Erwartung.

9. Die erste Frage war, an welchem Orte die Sache in’s Werk gesetzt, sodann wie sie angefangen, und welche Gestalt der Unternehmung gegeben werden sollte. Coccónas meinte, der geeignetste Ort wäre Chalcédon, weil dieser bedeutende


  1. Wörtlich: „Und, wie Thucydides sagt, von hier an beginnt nun der Krieg.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 825. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0825.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)