Seite:Lucians Werke 0835.jpg

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über welchen er den Faden gezogen hatte, als den mit dem Siegel, und fügte so beide mit leichter Mühe wieder zusammen. Ein zweites Verfahren geschieht mittelst des sogenannten Collyrium, welches eine aus bruttischem Pech, Judenpech, fein gestoßenem Crystall, Wachs und Mastix zusammengesetzte Masse ist. Diese Mischung wird am Feuer erweicht, und, nachdem man das Wachssiegel mit etwas Fett bestrichen, an demselben abgedrückt. Während das Collyrium trocken und hart wird, wozu es weniger Augenblicke bedarf, öffnet und liest man den Brief mit aller Bequemlichkeit, trägt sodann wieder Wachs auf, und siegelt mit dem inzwischen steinhart gewordenen falschen Stempel, der dem ächten vollkommen gleicht. Noch laß dir ein drittes Mittel beschreiben, dessen er sich bediente. Er mischte Gyps und Buchbinderleim zu einer wachsähnlichen Masse, nahm damit, so lange sie noch weich war, einen Abdruck von dem Siegel; und weil diese Masse in Kurzem fest und hart wie Horn, ja wie Eisen, wird, so bediente er sich ihrer sofort als eines Stempels. Es gibt noch mehrere andere dergleichen Erfindungen zu demselben Zwecke, welche ich, um nicht zu langweilen, übergehe und in einer Zuschrift an dich um so eher unerwähnt lassen kann, da du in deinem eben so nützlichen, als schön geschriebenen Buche gegen die Magier, welches so sehr geeignet ist, seine Leser aufzuklären, genügend und ausführlicher, als hier geschehen kann, von dergleichen Betrügereien gehandelt hast.

22. Er fing also wirklich an, Orakelsprüche zu ertheilen, indem er dabei mit großer Klugheit zu Werke ging, und seinen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 835. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0835.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)