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daß Alexander sie gedungen hatte, uns zu packen und über Bord zu werfen, was denn freilich die leichteste Art gewesen wäre, mit mir fertig zu werden. Allein der Steuermann redete der Mannschaft unter Thränen zu, uns kein Leid zu thun, und zu mir sagte er: „ich bin als ein unbescholtener und ehrlicher Mann nun sechzig Jahre alt geworden, und will nicht jetzt erst, meinem Weib und meinen Kindern zur Schmach, meine Hände mit einem Morde beflecken.“ Zugleich entdeckte er mir, in welcher Absicht man uns auf dieses Schiff genommen, und welchen Auftrag ihnen Alexander gegeben hätte.

57. Dieser brave Schiffer setzte uns bei Aegiali, einem Städtchen, dessen schon Vater Homer gedenkt,[1] an’s Land und kehrte wieder zurück. Hier traf ich einige vorüberfahrende Abgeordnete des Königs Eupator aus dem (Cimmerischen) Bosporus, welche in der Absicht nach Bithynien segelten, den jährlichen Tribut (an den dortigen Römischen Statthalter) abzuliefern. Ich war so glücklich, an ihnen sehr gefällige Männer zu finden, welche mich, nachdem ich ihnen erzählt hatte, in welcher Gefahr ich schwebte, sogleich in ihr Fahrzeug aufnahmen, und so wohlbehalten nach Amastris brachten. Von nun an beschloß ich einen förmlichen Krieg gegen den Schurken, und bot Allem auf, um Rache an ihm zu nehmen. Mußte er mir vor diesem tückischen Anschlage schon, seines abscheulichen Charakters wegen, ein Gegenstand des Hasses und der Verachtung seyn, so hatte ich jetzt noch weit


  1. Il. II, 855. Der Ort lag am schwarzen Meere in der Nähe des heutigen Kydros (Cytorus).
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 859. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0859.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)