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gethan,[1] von dem gefährlichen Lotus mit Gewalt abziehen und dich zu deinen gewohnten Studien bei Zeiten zurückführen sollen, ehe dich jene Sirenen des Theaters ganz und gar gefangen genommen hätten. Zudem sind Letztere noch weit gefährlicher als jene Homerischen, welche ja nur den Ohren Fallen legten, so daß man diese blos mit Wachs zu verkleben brauchte, um an ihnen vorbei zu kommen, während jene sich auch deiner Augen bedienen, um dich gänzlich zu ihrem Sclaven zu machen.

4. Lycinus. Ei! Ei! mein Crato, was hast du da für einen beißigen Hund[2] gegen mich losgelassen. Und dennoch, dünkt mich, ist deine Vergleichung meines Falles mit dem der Lotusesser oder des Sirenengesanges eine sehr unpassende. Denn Wer den Lotus kostete, oder den Sirenen zuhörte, hatte für seine Leckerei oder für seinen Ohrenschmaus das Verderben zum Lohn. Mir hingegen ist jene Unterhaltung, außerdem daß sie mir einen sehr hohen Genuß gewährt hat, auch sonst noch wohl bekommen. Denn weit entfernt, meiner selbst und alles Dessen, was mich angeht, darüber zu vergessen, bin ich vielmehr – die Wahrheit offen zu gestehen, – jedesmal weit kluger, erfahrungsreicher und einsichtsvoller in Allem, was zum Leben gehört, aus dem Theater zurückgekommen: ja ich darf die Worte Homer’s[3] hier geltend machen, und behaupten: Wer jene Schauspiele gesehen,

– – kehrt fröhlich zurück und Mehreres wissend.


  1. S. S. 38.
  2. Crato ist der Name eines Cynikers.
  3. Odyss. XII, 188. Voß.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 865. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0865.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)