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Waffentanz, wobei die Tänzer mit ihren Schwertern auf die Schilde schlugen und ihre kriegerische Begeisterung in wilden Sprüngen ausdrückten. Auch in der Folge war es in Creta die ernste Beschäftigung aller Tapfern nicht blos aus dem Volke, sondern auch aus den edelsten Familien, im Tanze es zu einer gewissen Vollkommenheit zu bringen. So nennt Homer den (Cretenser) Meriones, nicht um ihn zu beschimpfen, sondern zu seinem Lobe, einen großen Tänzer; und wirklich hatte er sich durch diese Kunst so ausgezeichnet und allgemein berühmt gemacht, daß er nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei den Feinden, den Trojanern, von dieser Seite rühmlichst bekannt war. Unstreitig war es die durch den Tanz gewonnene Gewandtheit im Kampf, und Angemessenheit aller Bewegungen, was ihnen an ihm auffallen mußte. Wiewohl daher Aeneas zu ihm sagte:[1]

Bald, o Meriones, hätte dich leichtgewendeten Tänzer
Meine Lanz’ auf immer beruhiget –

so vermochte er’s doch nicht: denn geübt in der Kunst geschickter Wendungen, wußte er ohne Zweifel den auf ihn abgesendeten Wurfgeschoßen mit Leichtigkeit auszuweichen.

9. Ich könnte noch mehrere Andere aus der Heroënwelt anführen, die hierin sehr geübt waren, und das Tanzen recht eigentlich kunstmäßig betrieben: doch genügt es, denke ich, des Sohnes von Achilles, Neoptolemus, zu erwähnen, der ein ausgezeichneter Meister in dieser Kunst war, und dieselbe mit einer sehr schönen neuen Art bereicherte, welche (nach seinem


  1. Iliade XVI, 615. Voß.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 869. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0869.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)