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Nachbarn, der Aegyptier, mit einem Worte zu gedenken; und so möchte ich denn behaupten, jene alte Fabel von dem ägyptischen Proteus spreche von nichts Anderem, als von einem geschickten Pantomimen, einem Meister in der Kunst der Nachahmung, der sich alle mögliche Stellungen und Figuren geben, und durch die Art seiner Bewegungen bald den weichen Fluß des Wassers, bald die Heftigkeit des flammenden Feuers, bald wieder den wilden Ungestüm eines Löwen, oder den Grimm eines Panthers, bald einen vom Winde bewegten Baum, kurz Alles darstellen konnte, was er nur immer wollte. Die Fabel aber, um das Wunderbare dieses Talentes zu erhöhen, erzählt diese Erscheinungen so, als ob er das Alles wirklich gewesen, was er durch Nachahmung darstellte. In der That steht dieselbe Kunst der Täuschung auch unsern heutigen Pantomimen zu Gebot: ist es doch oft, als ob sie sich in Einem Momente in ganz andere Wesen umwandelten, und den Proteus selbst zu spielen wüßten. Auch möchte ich vermuthen, daß jene Empusa eine ähnliche Künstlerin war, welche uns die Fabel zu einer Hexe machte, die sich in mehr denn tausend Gestalten habe verwandeln können.

20. Hier darf ich die Art von Tanz nicht übergehen, welche bei den Römern von einem eigenen Priestercollegium, das aus den angesehensten Bürgern besteht und Collegium der Salier heißt, dem Kriegsgott Mars zu Ehren aufgeführt wird, und für eine der ehrwürdigsten und heiligsten Ceremonien gilt.

21. In einiger Verwandtschaft mit diesem Römischen Institute scheint mir die Bithynische Sage zu stehen, daß Priápus, als kriegerischer Dämon, der Titanen oder Idäischen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 874. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0874.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)