Seite:Lucians Werke 0881.jpg

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über die Hauptgattungen von Tänzen gesagt hatte, in eine weitere Aufzählung der einzelnen Arten nicht einlassen. Der Hauptzweck der gegenwärtigen Rede ist blos, die Vorzüge des in unsern Tagen üblichen (mimischen) Tanzes in’s Licht zu stellen, und auf das viele Angenehme und Nützliche aufmerksam zu machen, was er in sich begreift. Es ist noch nicht so lange her, höchstens seit den Zeiten des Kaisers Augustus, daß dieser Tanz anfing, sich zu der Schönheit heranzubilden, in welcher er sich uns heute darstellt. Jene andern Gattungen waren nur die rohen Anfänge, und so zu sagen die Wurzeln dieser Kunst. Diese, in der Gestalt ihrer heutigen Vollkommenheit, ist die Blüthe, oder vielmehr die vollendete Frucht derselben, und diese ist es allein, wovon ich hier spreche. Ich übergehe also die Thermaystris,[1] den Kranichtanz[2] und andere dergleichen Gattungen, welche mit der unsrigen nichts gemein haben. Eben so wenig ist es Unkunde, wenn ich von dem Phrygischen Tanze schweige, der nur von betrunkenen Bauern bei wilden Gelagen zu dem Gedudel einer Pfeiferin mit den angestrengtesten Bockssprüngen getanzt wird, und noch jetzt auf den Dörfern stark im Schwange geht. Auch dieser geht die mimische Tanzkunst nicht das Mindeste an. Auch Plato, der in seinem Werke von den Gesetzen die Tänze in die blos ergötzlichen, und in die nützlichen eintheilt, gibt einigen Gattungen derselben seinen vollen Beifall, andere aber verwirft er gänzlich; und indem er diese als unanständig


  1. Ein gewißer wilder Tanz mit Entrechats.
  2. Darstellend die Windungen des Labyrinths.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 881. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0881.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)