Seite:Lucians Werke 0913.jpg

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freilich die Sache nichts weniger als lächerlich, daß Leute, die sich für Weise ausgeben und die Verachtung des Geldes predigen, um eine Besoldung sich mit nicht minderer Hitze streiten, als ob Vaterland, Religion und der Ahnen Gräber gefährdet wären.

Pamphilus. Doch haben ja die Peripatetiker den Lehrsatz, daß das Geld nicht so ganz zu verachten sey, sondern einen der drei Factoren der Glückseligkeit ausmache.

4. Lycinus. Du hast Recht: das ist ihre Ansicht. So waren es denn angestammte Vorstellungen, welche diesen Krieg veranlaßten. Allein nun höre, wie es weiter ging. Unter den Vielen, welche die Todtenfeier des Verstorbenen mit diesem Wettkampfe begingen, waren besonders zwei hitzige Streiter, die sich die Wage hielten, der alte Diocles (du kennst ja den Zänker) und Bagóas[1], der insgemein für einen Eunuchen gilt. Bereits hatten Beide ihre Gelehrsamkeit um die Wette ausgekramt, und ihre Bekanntschaft mit den Lehrsätzen ihrer Schule und ihre Anhänglichkeit an Aristoteles und seine Meinungen an den Tag zu legen gesucht, wobei sich gezeigt hat, daß der Eine in der That um kein Haar besser war als der Andere.

5. Nun nahm endlich der Handel folgende Wendung. Diocles, statt seine Verdienste weiter in’s Licht zu stellen, ging seinem Gegner Bagóas zu Leibe und bemühte sich, Vorwürfe auf seinen Lebenswandel zu laden. Gegentheils fing nun auch Bagóas an, die Sitten des Diocles zu recensiren.


  1. Erdichtete Namen: der letztere ward gewöhnlich Eunuchen gegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 913. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0913.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)