Seite:Lucians Werke 0924.jpg

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sie von der Sonne und deren Auf- und Untergang, und zeigte, daß sich die Sonne und die Welt nicht in gleicher Richtung bewegen, sondern gegen einander laufen, so daß, wo der Untergang der Sonne ist, der Aufgang der Welt sich befindet, und umgekehrt. Für diese Belehrung machten ihn die Argiver zu ihrem König, und der Ruhm seiner Weisheit erscholl weit und breit.

13. Die Sage von Bellerophon stelle ich mir so vor: denn daß er wirklich ein geflügeltes Pferd gehabt habe, will mir nicht einleuchten. Ich glaube vielmehr, daß er, dieser Wissenschaft eifrig zugethan, über die überirrdischen Dinge fleißig nachdachte, und gleichsam mit den Sternen verkehrte, und also nicht auf einem Pferde, sondern mit seinen Gedanken sich in den Himmel erhob.

14. Dasselbe gilt, behaupte ich, auch von des Athamas Sohn, Phrixus, der, wie die Fabel will, auf einem goldenen Widder die Lüfte durchzogen haben soll. Und so wunderlich die Geschichte des Atheners Dädalus ist, so glaube ich doch, daß sie gleichfalls mit der Astrologie zusammenhängt: Dädalus war ohne Zweifel ein großer Sternkundiger, und hatte auch seinen Sohn Icarus in dieser Wissenschaft unterrichtet.

15. Allein Dieser, im Unverstande der Jugend, strebte Dinge zu erforschen, die zu wissen den Sterblichen versagt ist, verstieg sich zu hoch, fiel aus der Bahn der Wahrheit und gesunden Vernunft, und stürzte in ein bodenloses Meer von Irrthümern. Anders lautet freilich die Griechische Fabel: und dieser zu Folge wird ein Busen des Aegeischen Meeres ohne allen Grund der Icarische genannt.

16. Und weil Pasiphaë aller Wahrscheinlichkeit nach

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 924. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0924.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)