Seite:Lucians Werke 0929.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

26. Nur die Arcadier nahmen diese Vorstellungen nicht bei sich auf, und erwiesen der Astrologie keine Achtung. Aus Unverstand und Unwissenheit behaupten sie sogar, noch älter als der Mond zu seyn.

27. So waren denn also unsere Vorältern der Kunst, die Sterne zu deuten, gar sehr zugethan. Unsere Zeitgenossen aber behaupten zum Theil, daß diese Wahrsagerei unmöglich einen festen Grund haben könne, sondern unzuverläßig und unwahr sey. Denn Jupiter und Mars am Himmel bewegten sich nicht unsertwegen, auch trügen sie keine Sorge für die menschlichen Angelegenheiten, als welche sie gar nichts angingen; sie liefen ihre Bahn um ihrer selbst willen und nach einem nothwendigen Gesetze.

28. Andere beschuldigen die Astrologie zwar nicht des Truges, aber läugnen ihren Nutzen. Denn durch das Prophezeien, sagen sie, werde Das nicht geändert, was einmal nach dem Rathe des Verhängnisses eintreten soll.

29. Diesen zwei Meinungen habe ich Folgendes entgegenzuhalten: Die Sterne am Himmel verfolgen zwar ihre eigene Bahn für sich: nebenbei aber ist mit ihrer Bewegung eine Einwirkung auf Alles, was uns betrifft, verbunden. Ein rennendes Pferd, eine anstürmende Männerschaar wirft Steine auf, jagt Staub und Spreu empor im Ungestüm des Laufes, und wie? der gewaltige Umschwung der Gestirne soll weiter nichts zur Folge haben? Ein noch so kleines Feuer hat einen Einfluß auf uns: wiewohl das Feuer nicht unsertwegen den Brennstoff verzehrt, und nicht zur Absicht hat, uns Wärme zu verschaffen. Und die Gestirne sollen keinen Einfluß auf uns ausüben? Zweitens ist die Astrologie

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 929. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0929.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)