Seite:Lucians Werke 0936.jpg

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Denn mit dem frühern Opfer dieser Art [Socrates] habt ihr es dem Himmel nicht zu Danke gemacht.“

12. Nun will ich einige seiner treffenden und witzigen Einfälle erzählen, und den Anfang mit einigen Antworten machen, die er dem Philosophen Favorinus gab.[1] Dieser hatte erfahren, daß sich Demónax über seine Vorträge, und besonders über die Verschen, womit sie bespickt waren, lustig machte, und sie kraftlos, platt, unmännlich, und am wenigsten der Philosophie angemessen, fand; Favorinus ging daher auf ihn zu, und fragte ihn, Wer denn er wäre, daß er sich über seine Sachen auslasse? „Ein Mensch,“ versetzte Demónax, „der sich nicht an den Ohren fangen läßt.“ Und als der Sophist ihm mit der weitern Frage zusetzte: „Was ihm denn sein Vater auf den Weg gegeben, daß er in so kurzer Zeit aus einem Knaben ein Philosoph geworden sey?“ gab er ihm die kurze Antwort: „die Hoden.“

13. Ein andermal, als er von demselben gefragt worden war, welcher der philosophischen Secten er zugethan wäre, versetzte er: „Wer hat dir denn gesagt, daß ich ein Philosoph sey?“ – und ging mit diesen Worten seines Weges. Im Abgehen lachte er ganz behaglich für sich hin, und Favorin rief ihm nach, was es zu lachen gäbe? „Ich finde es lustig,“ war seine Antwort, „daß ein Glattgesicht, wie du, die Philosophen am Barte erkennen will.“

14. Einst prahlte der Sophist Sidonius mit seiner Stärke in der Philosophie, und behauptete unter anderem, mit jeglichem System derselben gleich sehr vertraut zu seyn –


  1. Der für einen Hermaphroditen galt.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 936. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0936.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)