Seite:Lucians Werke 0942.jpg

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33. In Bezug auf [die närrische Art zu trauern des] Herodes Atticus meinte er, Plato hätte doch wohl Recht, wenn er behaupte, daß wir mehr als Eine Seele hätten. Denn die Seele, welche der Regilla[1] und dem Pollux, als ob sie lebten, Gastmähler gebe, und wiederum die, welche so schöne Reden zu halten wisse, könnten unmöglich dieselben seyn.

34. Einmal wagte er es sogar, die Athener öffentlich zu fragen, warum sie die Ausländer von den Mysterien ausschlößen, da doch der Stifter derselben, Eumolpus, ein Barbar aus Thracien gewesen sey?

35. Da er einst bei stürmischem Wetter sich einschiffen wollte, fragte ihn einer seiner Freunde, ob ihm nicht bange wäre, das Fahrzeug möchte umschlagen und er eine Speise der Fische werden? „Da müßte ich sehr undankbar seyn,“ versetzte er, „wollte ich es übel nehmen, wenn die Fische nun auch mich verzehrten, der in seinem Leben schon so viele von ihnen zu sich genommen hat.“

36. Einem Rhetor, der herzlich schlecht declamirte, empfahl er fleißiges Studium und häufige Uebung. „Aber,“ wandte der Redner ein, „ich rede doch immer bei mir selbst.“ „Ach!“ sagte Demónax, „nun wundert mich’s nicht mehr, daß du nicht besser zu sprechen weißt, da du gewohnt bist, einen Pinsel zum Zuhörer zu haben.“

37. Zu einem Wahrsager, den er öffentlich für baare Bezahlung orakeln sah, sagte er: „Ich sehe nicht, wie du eine Bezahlung fordern kannst. Wüßtest du freilich an den


  1. Gemahlin des Herodes.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 942. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0942.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)