Seite:Lucians Werke 0943.jpg

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Schlüssen des Schicksales etwas zu ändern, so wäre, was du auch fordern wolltest, immer noch ein zu geringer Lohn. Da aber nun einmal Alles geht, wie es der Gottheit gefällt, was nützt uns deine Wahrsagerei?“

38. Ein schon ziemlich bejahrter und wohlbeleibter Römer übte sich einst im Waffenkampf einem Pfahl gegenüber, und fragte dann unsern Philosophen: „Nun, Demónax, wie habe ich meine Sache gemacht?“ „Vortrefflich,“ war seine Antwort, „da du einen hölzernen Gegner hattest.“

39. Auch auf Vexierfragen hatte er immer die treffendsten Antworten in Bereitschaft. Einmal fragte ihn Jemand, um ihn zu necken: „Wenn ich tausend Pfund Holz verbrenne, wie viele Pfund Rauch kommen heraus?“ – „Wäge die Asche,“ versetzte er, „und das übrige ist Rauch gewesen.“

40. Ein gewisser Polybius, ein höchst ungebildeter Mensch, der nicht einmal fehlerfrei Griechisch zu reden wußte, sagte einst: „Der Kaiser hat mich mit dem Römischen Bürgerrechte beehrt.“ „Hätte er dich doch lieber zu einem Griechen, als zu einem Römer gemacht,“ sagte Demónax.

41. Als er einmal einen vornehmen Herrn sah, der sich auf den breiten Purpursaum an seinem Kleide gewaltig viel einbildete, bückte er sich gegen sein Ohr, und sagte, indem er ihm einen Zipfel dieses Kleides unter die Augen hielt: „Sieh, dieß trug vor dir schon ein Schaf und war – ein Schaf.“

42. Einst zögerte er, in’s Bad zu steigen, weil ihm das Wasser noch zu heiß war, und da ihn deswegen Jemand der Zaghaftigkeit beschuldigte, fragte er: „Sage mir doch, ist’s für’s Vaterland, wenn ich mich brühen lasse?“

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 943. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0943.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)