Seite:Lucians Werke 0949.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

anwesenden Freunden jene Strophe, welche die Herolde in den öffentlichen Spielen auszurufen pflegen:

Der Kampf ist ausgekämpft, der schönsten Kränze Spender;
Und länger nicht zu weilen ruft die Stunde.

Von jetzt an nahm er nicht das Mindeste mehr zu sich, und schied aus dem Leben so ruhig und heiter, wie er jederzeit Allen, die ihn kannten, erschienen war.

66. Wenige Augenblicke vor seinem Ende fragte ihn ein Freund, wie er es mit seinem Begräbniß gehalten wissen wolle? „Macht euch keine Sorge,“ war seine Antwort, „der Geruch wird mich begraben.“ Als ihm aber der Freund entgegen hielt, es würde ihnen doch die größte Unehre bringen, wenn sie die Ueberreste eines solchen Mannes den Vögeln und Hunden zum Raube überließen, erwiederte er: „Wie? wäre es denn so ungereimt, wenn ich auch todt noch einigen Lebendigen zum Nutzen wäre?“

67. Dennoch ward er bestattet und zwar auf’s prächtigste von der gesammten Bürgerschaft, die lange um ihn trauerte. Sogar der steinerne Sitz, auf welchem er, wenn er müde war, auszuruhen pflegte, war ihnen ein Gegenstand frommer Verehrung: sie hielten ihn für etwas Heiliges, weil Demónax sich seiner bedient hatte, und bekränzten ihn, Diesem zu Ehren, mit Blumen. Bei seinem Leichenbegängnisse erschienen alle Bewohner Athen’s, vor allen aber die Philosophen. Die Letztern trugen seinen Sarg bis zur Grabstätte. – Möge dieses Wenige von dem Vielen, was über Demónax zu sagen ist, dem Leser genügen, um sich ein Bild von diesem vortrefflichen Manne zu entwerfen!

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 949. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0949.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)