Seite:Lucians Werke 0955.jpg

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Kalamis wird ihr den Reiz holder Sittsamkeit leihen; und auch das feine, halb verstohlene Lächeln wird seyn, wie bei Dieser, nicht minder die gefällige und züchtige Anordnung der Bekleidung, nur daß das Haupt unseres Bildes unverschleiert bleibt. Für das Alter endlich und den Wuchs soll uns wiederum Praxiteles und seine Knidierin das rechte Maas abgeben. Nun was sagst du dazu, Freund Polystratus?

7. Polystratus. Es muß ein herrliches Bild geben, in der That! zumal, wenn es mit dem sorgfältigsten Fleiße vollends ausgeführt wird; denn ich muß dir gestehen, mein Vortrefflichster, du hast, so emsig du alle Reize zusammengetragen, gleichwohl noch eine wesentliche Schönheit aus deinem Bilde weggelassen.

Lycinus. Und die wäre?

Polystratus. Gewiß keine Kleinigkeit, mein Lieber: oder glaubst du etwa, daß die Farbe wenig zur Schönheit einer Gestalt beitrage, und daß es nicht sehr nöthig sey, jedem Theile seine eigenthümliche Farbe zu geben, so daß, Was schwarz seyn soll, wirklich schwarz, alles Weiße wirklich weiß, und, wo es hingehört, mit blühendem Roth untermischt sey? Ich fürchte also, es geht uns zu unserem Bilde noch etwas sehr Wichtiges ab.

Lycinus. Du hast Recht: woher nehmen wir aber Das? Meinst du nicht, wir rufen nun auch noch die Maler zu Hülfe, besonders Diejenigen unter ihnen, welche sich als die besten Meister in der Mischung der Farben und in der Kunst, sie schicklich aufzutragen, bewährt haben? – Nun so mögen sie uns denn zur Hand seyn, ein Polygnótus, Euphranor, Apelles, Aëtion. Diese mögen sich in die Arbeit

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 955. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0955.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)