Seite:Lucians Werke 0956.jpg

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theilen: Euphranor soll ihre Haare gerade so malen, wie die seiner Juno; Polygnotus ihr die schönen Augbraunen und das sanfte Roth der Wangen geben, die seine Kassandra in der Lesche [Sprechzimmer] zu Delphi hat. Derselbe Künstler gebe ihr zum Gewande ein Gewebe, so fein, als nur immer möglich, das sich knapp anschließe, wo es erforderlich, im Uebrigen in weichen Falten hernieder walle. Die übrigen unbekleideten Theile male uns Apelles nach dem Muster seiner Pakate, und belebe die weiße Haut mit dem durchschimmernden Roth des Blutes: Aëtion aber ziere sie mit den Lippen der Roxane.

8. Endlich, und Dieß ist nicht das Geringste, heißen wir noch die Hülfe des Homer willkommen, des größten aller Maler, selbst einen Euphranor und Apelles nicht ausgenommen. Wenn Dieser die Farbe, welche die Hüften seines Menelaus zeigen, mit Elfenbein vergleicht, über welches eine leichte Nüance von Purpur gemalt ist, so haben wir das Colorit, das über unser ganzes Bild verbreitet sey. Derselbe soll uns auch die Augen malen, groß und prächtig, wie er seiner Juno gab, und der Sänger aus Theben [Pindar] helfe dazu und leihe die dunkelbeschattenden Wimper. Homer bilde sie uns zur Süßlächelnden, Lilienarmigen und Rosenfingerigen, kurz er mache sie – mit weit mehr Recht, als die Tochter des Briseus – nach allen Zügen zum Abbild seiner goldenen Aphrodite.

9. Alles Dieses nun werden uns Bildner, Maler und Dichter zu Stande bringen. Aber die über ihr ganzes Wesen ausgegossene Grazie, Freund, oder vielmehr alle Grazien

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 956. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0956.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)