Seite:Lucians Werke 0958.jpg

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sie aus Smyrna sey, läßt mich nun errathen, Wer die Frau ist, von welcher du sprichst. Sagtest du nicht, auch Eunuchen wären in ihrem Gefolge gewesen?

Lycinus. Allerdings auch einige Soldaten.

Polystratus. Nun siehst du, glücklicher Sterblicher: sie ist die hochgefeierte Gemahlin des Kaisers.

Lycinus. Und ihr Name?

Polystratus. Er ist eben so schön und lieblich als passend: denn es ist derselbe, den die reizende Gemahlin des Abradatas führte. Du kennst doch das schöne Gemälde, das Xenophon[1] von der tugendhaften und liebenswürdigen Panthéa entwirft?

Lycinus. Ob ich es kenne? Ist mir doch, so oft ich an jene Stelle des Xenophon komme, als ob ich diese Panthéa vor mir sähe, und reden hörte, und dabei wäre, wie sie ihrem Gatten die Rüstung anlegt, und mit edler Fassung ihn in den Kampf ziehen läßt.

11. Polystratus. Da du nun, mein Bester, diese Frau nur Einmal und zwar flüchtig wie einen Blitzstrahl an dir vorübereilen sahest, so ist nichts natürlicher, als daß du blos ihre äußere Erscheinung, ich meine ihren Körperbau und die Reize ihrer Gesichtsbildung, zu loben weißt. Ihre geistigen Vortrefflichkeiten hast du freilich nicht gesehen, und kannst nicht wissen, wie sehr sie durch die Schönheit ihrer Seele noch weit mehr, als durch ihre liebenswürdige äußere Gestalt, verherrlicht wird. Aber ich weiß das, da ich sie genau kenne, und als ihr Landsmann mehr als einmal sie


  1. Im fünften und folgenden Buche seiner Cyropädie.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 958. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0958.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)