Seite:Lucians Werke 1003.jpg

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17. Der verliebten Frau versprach er einen Besuch, und schlich sich auch wirklich um die Zeit des ersten Schlafes in ihre Wohnung. Schon war er in ihrem Gemache, als plötzlich Demónax, Chariclea’s Gemahl – sey es nun, daß er Unrath merkte, oder daß es mit ihr so abgeredet war, denn man sagt Beides – wie aus einem Hinterhalt hervortritt, die Thüre des Vorhofes verschließen läßt, mit gezogenem Degen dem Dinias die martervollsten Strafen des Ehebruchs androht, und seinen Sclaven befiehlt, ihn zu greifen. In dieser verzweifelten Lage bemächtigte sich Dinias eines eisernen Stabes, der zufällig bei der Hand war, und versetzte damit dem Demónax einen Streich an den Schlaf, daß er sogleich todt zu Boden stürzte. Hierauf schlug er mit seinem Eisen wiederholt auf Chariclea, und durchbohrte sie endlich mit dem Degen des Demónax. Die Sclaven, die inzwischen von diesem unerwarteten Schauspiel ganz bestürzt und sprachlos da gestanden hatten, wollten sich jetzt seiner bemächtigen; allein da er mit dem Degen auch aus sie losging, liefen sie davon. Dinias eilte nun nach dieser blutigen That aus dem Hause und brachte den Rest der Nacht bei Agathokles zu, wo sie gemeinschaftlich über das Geschehene und seine wahrscheinlichen Folgen sich besprachen. Mit Tagesanbruch erschienen die Polizeibeamten – denn die Sache war schon ruchbar geworden – verhafteten den Dinias, der den Mord auch gar nicht läugnete, und brachten ihn vor den damaligen Präfekten von Asien. Dieser schickte ihn an den Kaiser, und kurz darauf wurde Dinias nach der Cycladischen Insel Gyarus abgeführt, wo er für immer im Exil zu leben von dem Monarchen verurtheilt worden war.

18. Und Agathokles, der ihn nie verlassen, der mit ihm

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)