Seite:Lucians Werke 1008.jpg

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welche zwischen ihm und jenen beiden Männern statt gefunden, die ganze Sache für Scherz, gingen lachend davon und meinten, das hieße nun doch ein glückliches Erbe einthun, wenn man dem Erblasser noch auszahlen und auf diese Art bei Leibesleben von den Verstorbenen beerbt werden sollte.

23. Die beiden Freunde aber zögerten keinen Augenblick, die in diesem letzten Willen ihnen zugedachte Hinterlassenschaft zu übernehmen. Charixénus überlebte jedoch seinen Freund Eudamidas nur fünf Tage, und nun war Aristäus Universal-Erbe; er übernahm des Ersteren Antheil noch zu dem seinigen, verpflegte die Mutter des Eudamidas, und hat noch vor Kurzem dessen Tochter ausgestattet, indem er von den fünf Talenten, die er besaß, zwei seiner eigenen Tochter und zwei der Tochter des Freundes zur Mitgift gab, und beider Hochzeit auf einen Tag veranstaltete. – Nun was meinst du, Toxaris? Ist dieser Aretäus, der eine solche Erbschaft übernahm, nur um den letzten Willen seines Freundes in Ehren zu halten, nicht etwa auch ein Muster von einem Freunde, und haben wir nicht Ursache, ihn unter die Fünfzahl der Besten zu rechnen?

Toxaris. Unstreitig er war ein edler Mensch. Doch bewundere ich, die Wahrheit zu gestehen, den Eudamidas noch mehr, des schönen Vertrauens wegen, das er in seine Freunde setzte. Er bewies damit, daß er ein Gleiches für sie gethan haben würde, auch wenn es kein Testament von ihm verlangt hätte, und daß er gewiß zuerst erschienen wäre, ein solches, wenn auch nicht ausdrücklich ihm bestimmtes, Vermächtniß zu übernehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1008. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)