Seite:Lucians Werke 1050.jpg

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ist, ich würde dich immer noch kränker machen, und so schmerzhaft die Kur wäre, so würdest du sie doch so gerne aushalten, daß du dich lieber steinigen ließest, ehe du von den süßen Schmerzen dich losreißen wolltest. Ja lache nur! Glaube mir, du hast keine gemeine Köchin vor dir, die Nichts als diese schlechte Alltagskost zuzurichten wüßte; nein, auch das vornehmste und schönste Wildpret,[1] den Mann verstehe ich abzuthun, die Haut ihm abzustreifen und ihn gar zu machen: am liebsten aber wühle ich in seinen Eingeweiden und in seinem Herzen.“ „Du magst Recht haben,“ erwiederte ich: „denn noch bin ich dir nicht zu nahe gekommen, und schon hast du mich – nicht angebrannt, sondern, so wahr Jupiter lebt, über und über in Flammen gesetzt. Du hast einen unsichtbaren Feuerbrand durch meine Augen hindurch in meine Eingeweide geschleudert, und nun kochest und bratest du mich Armen, der dir doch Nichts zu Leide gethan. Aber nun kurire mich auch, um aller Götter willen, mit den schmerzhaft süßen Mitteln, von denen du sprachst. Sieh, du hast mich nun schon abgeschlachtet, jetzt ziehe mir vollends die Haut ab und mache mit mir, Was du willst.“ Da lachte das schelmische Mädchen laut auf und war von Stunde an die Meine. Wir verabredeten, daß sie jedesmal, wenn sie ihre Herrschaft zu Bette gebracht hätte, in mein Zimmer kommen und bei mir schlafen sollte.

7. Hipparch war jetzt nach Hause gekommen. Wir gingen in’s Bad, speisten sodann, und leerten unter traulichen Gesprächen fleißig unsere Becher. Endlich stelle ich mich schläfrig,


  1. „Das vorn. – Wildbret“ Wieland.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)