Seite:Lucians Werke 1073.jpg

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Stück für Stück auszubieten. Die Leute kamen herbei uns zu sehen, rissen uns die Mäuler auf und guckten jedem das Alter an den Zähnen ab; der Eine kaufte dieses der Andere jenes Pferd; nur ich war allein noch übrig, und schon sagte der Ausrufer zu meinem Hirten: „den nimm nur wieder nach Hause; du siehst ja, er allein hat keinen Liebhaber gefunden.“ Da führte mir die Laune des Geschicks, das so manche wunderliche Einfälle hat, am Ende noch einen Herren zu, wie ich mir ihn am wenigsten wünschte. Es war ein alter passiver Wollüstling, einer von Denen, welche mit der Syrischen Göttin auf Märkten und Dörfern umherziehen und die Göttin betteln zu gehen zwingen. An Diesen werde ich verkauft um den ansehnlichen Preis von dreißig Drachmen (13 fl.). Seufzend folgte ich meinem neuen Gebieter.

36. Wie wir an die Wohnung des Philebus (so hieß mein Käufer) gekommen waren, rief er schon vor der Thüre mit lauter Stimme: „Holla, Mädchen, ich habe zu eurer Bedienung einen schönen, starken Burschen gekauft, einen gebornen Kappadocier!“ Was er aber seine Mädchen nannte, war ein Trupp Lustknaben und Gehülfen bei dem Gewerbe des Philebus. Diese erhoben Alle ein freudiges Geschrei, weil sie glaubten, der Gekaufte wäre wirklich ein Mensch: wie sie aber in ihrem Sklaven einen Esel sahen, machten sie sich derb über den Alten lustig, und: „Ach,“ riefen sie mit Lachen, „hast du dir diesesmal statt eines Bedienten einen Bräutigam geholt, Allerschönste? Nun wohl bekomme die Hochzeit! Wirf uns nur recht bald Junge von dieser artigen Zucht.“

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)