Seite:Lucians Werke 1079.jpg

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Streiche über Streiche empfing, dergestalt, daß ich mich jetzt so schnell als ein Kreisel um meine Mühle drehte. So hat man mich den Spruch gelehrt, daß der Knecht, um seine Schuldigkeit zu thun, nicht erst auf die Hand des Herren warten solle.

43. Bei diesem Geschäfte ward ich bald so mager und kraftlos, daß mein Bäcker für gut fand, mich wieder zu verkaufen, und so kam ich in den Besitz eines Gärtners, der einen Garten in der Nähe der Stadt gepachtet hatte. Unser Tagewerk war hier folgendes: jeden Morgen belud mich mein Herr mit Gemüsen, die ich zu Markte tragen mußte, und wenn er verkauft hatte, trieb er mich wieder in den Garten. Dort grub, pflegte, begoß er, indessen ich müßig stehen durfte. Gleichwohl wurde mir diese Lebensweise nachgerade unerträglich. Denn der Winter war inzwischen herangekommen und mein Gärtner hatte nicht einmal Geld genug, eine warme Decke für sich selbst, geschweige für mich, zu kaufen; der Weg, den ich täglich mit bloßen Hufen zu gehen hatte, war bald sehr morastig, bald rauh und gefroren; und zu allem Diesem hatten wir Beide nichts zu essen als elenden Salat, der eben so zähe als bitter war.

44. Eines Tages, als wir auf dem Rückwege in unsern Garten begriffen waren, begegnete uns ein sehr ansehnlicher Mann in militärischer Kleidung, welcher den Gärtner lateinisch anredete und fragte, wohin er mit dem Esel da wolle? Der Gärtner, der ohne Zweifel diese Sprache nicht verstand, gab ihm keine Antwort. Dieß nimmt der Fremde für eine Beleidigung, und versetzte dem Gärtner im Zorn einen Hieb mit seiner Peitsche. Sogleich packt ihn Dieser, unterschlägt

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)