Seite:Lucians Werke 1088.jpg

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nicht begreifen, was ich damit wollte, als plötzlich die Thiergestalt wie eine Maske mir entfällt und verschwindet. Der Esel war nicht mehr, und statt seiner stand der leibhafte Lucius vor den bestürzten Zuschauern. Sie, die sich Nichts dergleichen konnten träumen lassen, erhoben jetzt einen entsetzlichen Tumult, und sämmtliche Anwesende theilten sich in zwei Meinungen. Die Einen hielten mich für einen gefährlichen Zauberer, der die böse Kunst verstehe, alle möglichen Gestalten anzunehmen, und verlangten, ich solle sogleich hier in dem Amphitheater verbrannt werden, Die Andern aber behaupteten, man müsse erst erwarten, Was ich zu sagen hätte, und die Sache untersuchen, ehe man aburtheilte. Ein Glück für mich war, daß der Präses der Provinz sich bei diesem Schauspiele befand. Ich lief also hinzu und erzählte ihm, indem ich von unten zu ihm hinauf sprach, wie die Magd einer Frau in Thessalien mich mit einem magischen Salböhl bestrichen und zum Esel gemacht hätte: zugleich bat ich ihn, mich so lange in Gewahrsam zu halten, bis ich ihm Beweise von der Richtigkeit dieser meiner Angabe würde geliefert haben.

55. Der Präfekt fragte mich nach meinem Namen, meinen Eltern, meinen etwanigen Blutsverwandten, und nach meiner Heimath. „Mein Vater, antwortete ich, heißt …[1] Ich heiße Lucius und habe einen Bruder mit Namen Gajus: die beiden übrigen Namen haben wir mit einander gemein. Ich bin Schriftsteller und Verfasser von geschichtlichen und andern Aufsätzen, mein Bruder ist Elegieen-Dichter und ein geschickter Wahrsager, Paträ in Achaja ist unsere Vaterstadt.“


  1. Lücke im Text.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1088. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)