Seite:Lucians Werke 1094.jpg

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einem dünnen Fädchen, wie du so eben gestanden, aufgehangen. Und Wer ein weit größeres Recht hat, sich in die Brust zu werfen, ist die Clotho, die sogar auch dich an ihrer Spindel, nicht anders als wie die Fischer ihren Fang an der Angelruthe, baumeln läßt.

5. Jupiter. Ich weiß gar nicht, was diese müßigen Fragen sollen.

Cyniscus. Was sie sollen? Versprich mir bei den Parzen und bei dem Verhängnisse, nicht hitzig zu werden, wenn ich dir aufrichtig sage, Was ich für wahr halte. Wenn es sich also wirklich so verhält, daß Alles dem Walten des Schicksals unterthan ist, wenn sich auch nicht das Mindeste an Dem ändern läßt, was einmal vom Schicksal beschlossen ist, wofür bringen denn wir Menschen Euch Opfer und Hecatomben dar, und erflehen uns das Gute von Euch? Ich sehe in der That nicht, was uns dieser Götterdienst nützen soll, wenn wir mit unsern Gebeten weder die Abwendung des Bösen, noch auch irgend eine gute Gabe von Euch erhalten können?

6. Jupiter. Ha! nun merke ich, woher du diese spitzfindigen Fragen hast; von den verfluchten Sophisten, die sogar behaupten, wir könnten uns der Menschen gar nicht annehmen. Sie geben sich mit dergleichen Verfänglichkeiten ab in der gottlosen Absicht, auch andere Leute vom Opfern und Beten, als einer ganz vergeblichen Sache, abwendig zu machen. Denn wir kümmern uns ja um Nichts, was bei Euch da unten vorgeht, und können durchaus nicht auf die irdischen Dinge einwirken: so lautet die heillose Lehre dieser Menschen, die ihnen aber noch theuer zu stehen kommen soll!

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)