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Cyniscus. Nein, Jupiter, bei der Clotho Spindel versichere ich dir, daß die Sophisten mich zu diesen Fragen nicht veranlaßt haben. Unser Gespräch hat, ich weiß nicht, wie es zuging, allmählig selbst auf das Ergebniß geführt, daß es etwas höchst Ueberflüssiges um das Opfern sey. Uebrigens will ich dir die Fragpunkte in aller Kürze wiederholen: laß dich’s nicht verdrießen, mir nochmals Rede zu stehen, aber nimm dich dießmal ein wenig besser in Acht!

Jupiter. Meinetwegen, so frage, wenn du Muße hast zu so albernem Geschwätze.

7. Cyniscus. Du sagtest also, Alles geschehe nach der Schickung der Parzen?

Jupiter. Ja doch!

Cyniscus. Und Euch ist es durchaus unmöglich, diese Schickung rückgängig zu machen oder abzuändern?

Jupiter. Es ist uns allerdings unmöglich.

Cyniscus. Soll ich nun die Folgerung förmlich aussprechen, die daraus hervorgeht? Oder ist sie dir auch ohne dieß klar genug?

Jupiter. Ich weiß, was du sagen willst, allein Wer uns opfert, thut es ja nicht, um einen Nutzen davon zu haben; es ist nur eine Erkenntlichkeit, eine Art Bezahlung für das Gute, das wir ihm verliehen, oder auch blos eine Ehrenbezeugung, die man uns als den bessern und höhern Wesen erweist.

Cyniscus. Nun dieß Geständniß läßt sich hören: du gibst also selbst zu, daß die Opfer eben keinen Nutzen haben, sondern von den Menschen aus einer gewissen Gutmüthigkeit und aus Respekt vor dem Höheren dargebracht werden.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)