Seite:Lucians Werke 1100.jpg

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doch so kommen sollte, wie es kam. Laïus besamte, des Orakels ungeachtet, und der Sproß brachte ihn um’s Leben. Ich sehe also durchaus nicht ein, wie ihr für euer Wahrsagen noch Belohnung verlangen könnt;

14. gar nicht zu gedenken, wie zweideutig und geschraubt ihr den Leuten zu antworten pflegt, so daß es z. B. ungewiß bleibt, ob Krösus mit dem Uebergang über den Halys sein eigenes, oder des Cyrus Reich über den Haufen werfen wird. Denn der Spruch kann Beides bedeuten.

Jupiter. Apollo hatte damals Ursache, auf Krösus ungehalten zu seyn, weil Dieser, um ihn auf die Probe zu stellen, eine Schildkröte und ein Stück Hammelfleisch in Einem Topfe gekocht hatte.[1]

Cyniscus. Ein Gott sollte nicht ungehalten werden, Jupiter. Uebrigens, denke ich, war es eben auch Verhängniß, daß der Lydier von dem Orakel sich bethören ließ. Die Parze hatte es ihm so zugesponnen, daß er nicht deutlich erfahren sollte, wie es ablaufen würde. Daraus folgt, daß eure ganze Wahrsagerei ebenfalls nur die Sache der Schicksalsgöttin ist.

15. Jupiter. Und was bliebe uns? Wir wären also Götter für nichts, hätten in der Welt so wenig zu schalten und zu walten, als ein Bohrer oder eine Zimmeraxt, und wären nicht einmal der Opfer werth, die man uns darbringt? Doch – du hast Recht, dir nichts aus mir zu machen: ich halte da meinen Donnerkeil in der Hand, mit welchem ich


  1. S. Herodot, I, 46 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)