Seite:Lucians Werke 1102.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Warum der weibische Weichling Sardanapal eine Krone tragen und eine Menge braver Unterthanen kreuzigen lassen durfte, weil sie an dem damaligen Zustande der Dinge keinen Gefallen hatten?

17. Ich enthalte mich, weiter ins Einzelne zu gehen, und von den unzähligen Fällen zu sprechen, die sich noch täglich ereignen, daß Betrüger und Schurken glücklich werden, während rechtschaffene Leute um das Ihrige kommen, und von Armuth, Krankheit und tausenderlei Ungemach geplagt sind.

Jupiter. Du weißt also nicht, Cyniscus, welche Strafen nach diesem Leben auf die Verbrecher warten, und welcher Seligkeit die Guten dann genießen werden?

Cyniscus. Du meinst das Todtenreich und die Strafen eines Tityus und Tantalus? Je nun, ob Etwas an der Sache ist, werde ich erfahren, wenn ich gestorben bin. Inzwischen, wie mir jetzt zu Muthe ist, wollte ich doch lieber mein Bischen Leben recht angenehm und glücklich verbringen, sey es auch unter der Bedingung, daß mir einst, wenn ich todt bin, ein ganzes Dutzend Geier die Leber aushacken soll, als hier auf Erden, wie ein Tantalus hungern und dürsten mit der Anwartschaft, dereinst ein Tischgenosse der Heroen in den Gefilden Elysiums zu werden.

18. Jupiter. Was sagst du? du willst nicht glauben, daß es Belohnungen und Strafen und ein Gericht gibt, vor welchem, was Jeglicher gethan, auf’s Genaueste untersucht werden wird?

Cyniscus. Ich höre freilich von einem gewissen Minos aus Kreta, der da unten über dergleichen Dinge richten soll. Aber ich hätte eine Frage an diesen Minos, und weil

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)