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Merkur. Nicht mehr denn billig, o Erderschütterer! Lysipp hat dich ja nur aus armseligem Erz gemacht, weil die Korinthier damals kein Gold dazu auftreiben konnten. Der einzige Anubis aber ist reicher als ein ganzes Kupferbergwerk. Du mußt dir also schon gefallen lassen, ihm Platz zu machen, und darfst es gar nicht übel nehmen, wenn dir eine so große goldene Schnauze vorgezogen wird.

10. Venus. Aber mir wirst du meinen Platz auf einem der ersten Stühle anweisen müßen, Merkur: ich bin ja die Goldene.

Merkur. Das sehe ich nun einmal nicht: sondern wenn anders meine Augen gesund sind, so bist du aus den Marmorbrüchen von Pentele gehauen, und hierauf, weil es dem Praxiteles so gefiel, zur Venus geformt und den Knidiern überlassen worden.

Venus. Homer, dächte ich, wäre doch ein vollgültiger Zeuge, der mich in seinen Gesängen überall die goldene Aphrodite nennt.

Merkur. Aber Der heißt ja auch den Apollo den goldreichen und vielbegüterten; und doch siehst du, wie Dieser jetzt in der dritten Klasse[1] sitzt, seitdem die Tempeldiebe ihm den Kranz vom Haupte genommen und die goldenen Wirbel aus seiner Leyer gestohlen haben. Sey also zufrieden, wenn du nur nicht gar mit den Tagelöhnern zu stimmen hast.

11. Der Koloß von Rhodus. Wer aber wird es wagen, mir den Rang streitig zu machen, der ich der Sonnengott


  1. „Unter den Zeugiten,“ der dritten der vier Klassen, in welche Solon die Attischen Bürger theilte. Die vierte war die der Theten oder Tagelöhner.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)