Seite:Lucians Werke 1120.jpg

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Ich hingegen wüßte gar Vieles zu sagen, Jupiter, wenn mir erlaubt wurde, offen zu reden.

Jupiter. Rede ohne alle Scheu, Momus. Deine Freimüthigkeit kann ja offenbar nur zu unserem Besten dienen.

Momus. Nun so höret an, ihr Götter alle, was ich Euch so recht von der Brust weg, wie man zu sagen pflegt, vortragen will. Ich habe recht gut vorausgesehen, daß wir einmal in diese Klemme kommen, und daß Sophisten in Menge gegen uns aufstehen würden, welchen wir selbst den Anlaß zu ihrem frechen Beginnen in die Hände lieferten. Wir dürfen, so wahr Themis lebt, weder dem Epikur, noch seinen Schülern, noch irgend den Erben seiner Grundsätze zürnen, wenn ihre Ansichten von uns nicht vortheilhafter sind. Was sollen sie Anderes von uns denken, wenn sie sehen, welche Unordnung in der Welt herrscht; wie die besten Menschen, von uns vernachläßigt, in Hunger, Krankheit und Knechtschaft zu Grunde geben, während verruchte Bösewichte mit Ehren und Reichthümern überhäuft werden, und Denen zu befehlen haben, die weit besser sind als sie; wie ferner die Tempelräuber ohne Strafe ausgehen und in sicherer Verborgenheit leben, dagegen bisweilen die unschuldigsten Sterblichen mit Schlägen gemißhandelt und sogar gekreuzigt werden? Was Wunder, wenn sie am Ende auf den Gedanken kommen, daß es mit uns Nichts sey?

20. Und wenn sie vollends Orakel hören, wie dieses:

Gehest du über den Strom, so fällt ein gewaltiger Thron um,

wobei nicht gesagt ist, ob sein eigener oder der des Feindes; oder folgendes:

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)