Seite:Lucians Werke 1125.jpg

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alten Götterrathe des Saturnus gesessen. Spiele also nicht länger den schüchternen Jüngling gegen uns, sondern sage deine Meinung herzhaft, und schäme dich um so weniger, als ein bartloser Redner aufzutreten, da du ja an Aeskulap einen Sohn hast, der schon einen recht ansehnlichen und dichten Bart besitzt. Uebrigens ist jetzt wohl die schicklichste Gelegenheit, deine Weisheit an den Tag zu legen, und zu zeigen, daß du nicht vergebens auf dem Helikon sitzest und mit den Musen philosophirst.

Apollo. Nicht dir, Momus, sondern dem Jupiter steht es zu, mir die Erlaubniß zum Sprechen zu geben. Wenn Dieser mich auffordert, so werde ich vielleicht Etwas vorbringen, das den Musen und unseren Studien auf dem Helikon keine Schande machen soll.

Jupiter. So sprich, mein Sohn: ich erlaube dir’s.

27. Apollo. Dieser Timokles ist ein ehrlicher, frommer Mann, welcher die stoische Lehre sehr gründlich studirt hat, weswegen sich immer eine beträchtliche Anzahl junger Leute zu ihm hält, welche Philosophie bei ihm hören und ihn sehr ansehnlich dafür bezahlen. Sein Vortrag ist, so lange er im vertrauten Kreise seiner Schüler spricht, lebhaft und überzeugend. Wenn er aber vor einer großen Menge reden soll, wird er furchtsam, stottert und verwirrt sich: und seine ohnehin schon ungebildete und halbbarbarische Mundart macht ihn in größeren Gesellschaften um so mehr zum Gelächter, je mehr er sich alsdann Mühe geben will, recht schön zu sprechen. Er ist ein überaus scharfsinniger Denker, wie Alle versichern, welche die stoische Philosophie näher kennen: allein wenn er sich aussprechen und deutlich erklären soll, so

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)