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Momus. Immerhin, aber fein deutlich, Apollo, damit du nicht auch einen Dollmetsch brauchst, der deine Gedanken auslegt. Es wird ja jetzt nicht Lammfleisch mit Schildkröten in Lydien gekocht:[1] du weißt, wovon die Frage ist.

Jupiter. Nun was wirst du uns ankündigen, mein Sohn? Schon sehen wir an dir die furchtbaren Vorboten des Orakels, die veränderte Farbe, die rollenden Augen, das emporstrebende Haar, die korybantischen Bewegungen, kurz das ganze schauerliche, mystische Ansehen eines Gottbegeisterten.

31. Apollo.

Höret den göttlichen Spruch des begeisterten Sehers Apollo.
Im Betreffe des Zankes, des gräulichen, welchen zwei Männer
Grellen Geschrei’s erhoben, mit derben Worten bewaffnet:
Alles umher erschüttert zumal des Kampfes Gekrächze,
Und der dichten Pflugsterz’ erhabene Spitzen erbeben.
Aber sobald der krummklauige Weih die Heuschreck’ erfaßt hat,
Dann zum Letztenmal krächzen die regenbringenden Krähen.
Sieger bleibet sofort das Maulthier; aber der Esel
Rennt mit böckischen Stößen der rüstigen Brut vor die Stirne.

Jupiter. Was lachst du denn so aus vollem Halse, Momus? Die Sache ist doch wohl nicht lächerlich? – Ey, so höre doch auf, Verzweifelter, du erstickst ja!

Momus. Ach Zeus, Wer sollte nicht lachen über ein so deutliches, so sonnenklares Orakel?


Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)