Seite:Lucians Werke 1148.jpg

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eine ganze Reihe von Versen daher und weissagt, Was kommen würde, ohne daß man Dieß seltsam gefunden, und ohne daß Achilles, aus Furcht vor der schlimmen Bedeutung dieser Erscheinung, den Nothhelfer Herkules angerufen hätte. Wie würdest du dich erst geberdet haben, wenn der Kiel des Schiffes Argo mit dir gesprochen, oder wenn die heilige Eiche zu Dodóna dir mit vernehmlicher Stimme ein Orakel ertheilt hätte, oder gar wenn du Rinderhäute herumkriechen gesehen, und Ochsenfleisch am Spieße, und halbgebraten, brüllen gehört hättest?[1] Für mich, der ich gewöhnlich dem maulfertigsten und beredtesten aller Götter, dem Merkur, zur Seite stehe,[2] und überdieß der beständige Gesellschafter und Hausgenosse von euch Menschen bin, für mich konnte es durchaus nicht schwer seyn, menschliche Sprache zu lernen. Wenn du mir übrigens versprechen willst, reinen Mund zu halten, so soll es mir nicht darauf ankommen, dir den eigentlichen Grund meiner menschlichen Sprache, und wie ich dazu gekommen bin, mitzutheilen.

3. Micyll. Es ist also wirklich kein Traum? Mein leibhaftiger Haushahn spricht mit mir? Nun so sage mir doch um deines Merkurs willen, mein allerliebstes Hähnchen, was verhalf dir denn eigentlich zu dieser Stimme? Ich werde


  1. Odyss. XII, 394. ff.:

    Bald darauf erschienen die Wunderzeichen der Götter:
    Ringsum krochen die Häut’, und es brüllte das Fleisch um die Spiese,
    Rohes zugleich und Gebratnes; und laut wie Rindergebrüll scholl’s.

  2. Der Hahn, als Sinnbild der Wachsamkeit, gehörte zu den Attributen des Merkur.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)