Seite:Lucians Werke 1155.jpg

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ihm zur Seite gegangen wäre. Allein er sagte zu mir. „Höre, Micyll, ich feire heute den Geburtstag meiner Tochter, und habe eine große Anzahl Bekannter zu Tische gebeten. Einer Derselben soll unpäßlich und schwerlich im Stande seyn, zu erscheinen. Im Falle nun Dieser die Einladung ausschlüge – denn bis jetzt hat er sich noch nicht bestimmt erklärt – kannst du nach dem Bade dich bei mir einfinden und seine Stelle einnehmen.“ Mit einem Bückling bis auf den Boden verabschiedete ich mich, und betete im Weggehen zu allen Göttern, daß sie doch dem unpäßlichen Manne, dessen Ersatzmann und Substitut ich seyn sollte, noch obendrein einen Fieberanfall, oder das Seitenstechen, oder das Podagra auf den Hals schicken möchten. Die Zeit bis zum Bade däuchte mich eine Ewigkeit, und jeden Augenblick sah ich nach der Sonnenuhr, ob es noch nicht Zeit war, in’s Bad zu gehen. Endlich war die Stunde gekommen: ungesäumt wusch ich mir den Schmutz vom Leibe und machte mich auf den Weg, nachdem ich, um mir ein möglichst sauberes Ansehen zu geben, die innere Seite meines Mäntelchens nach Außen gekehrt hatte.

10. Wie ich vor dem Hause anlange, waren bereits viele Gäste eingetroffen; und eben kommt, von vier Burschen getragen, wahrhaftig auch der für krank angesagte Mann daher, zu dessen Stellvertreter ich bestimmt war. Und es war in der That nicht zu verkennen, daß er sich sehr übel befand: er ächzte in einem fort, und hustete so hohl, und mit einem Auswurf, der einem alle Lust benahm, in seine Nähe zu kommen; dabei war er blaß und aufgedunsen am ganzen Leibe, und hatte wenigstens seine sechzig Jahre

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)