Seite:Lucians Werke 1158.jpg

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Der Hahn. Für dich war sie eben nicht die angenehmste, Micyll, da dich das Loos mit diesem alten Narren zusammengeführt hat.

12. Micyll. Nun laß dir aber auch meinen Traum erzählen. Es war mir, als ob Eukrates kinderlos wäre, und auf dem Todtbette mich zu sich beriefe, wo er mir erklärte, daß er mich in seinem Testamente zum Universalerben eingesetzt hätte. Gleich darauf starb er: ich trat meine Erbschaft an, und maß mit großen Mulden das gemünzte Gold und Silber, das, je mehr ich maß, desto reichlicher mir zuströmte. Eben so nahm ich, wie sich von selbst versteht, Besitz von allen Kleidern, Tischen, Geschirren und der ganzen Dienerschaft. Hierauf setzte ich mich breit in einen mit weißen Pferden bespannten Wagen, und fuhr vornehm durch die staunende und mich beneidende Menge; Viele liefen vor mir her oder ritten mir zur Seite, und noch Mehrere folgten hinten drein. Bekleidet war ich mit dem prächtigen Gewande des Verstorbenen, und trug wenigstens sechzehen massiv goldene Ringe an den Fingern. Da kam mir der Einfall, ein glänzendes Gastmahl meinen Freunden zu Ehren veranstalten zu lassen. Augenblicklich, wie denn das bei’m Träumen natürlich ist, waren Gastmahl und Freunde herbeigezaubert. Schon schickte man sich zum Trinkgelage an; der Kuchen wurde abgetragen, und ich begann eben, jedem der Anwesenden aus einem großen goldenen Pokale den Freundesgruß zuzutrinken, als du mit deinem unzeitigen Geschrei mir den Schmaus zerstörtest, meine Tafel über den Haufen warfst, und meine Reichthümer nach allen Winden jagtest. Hatte ich also Unrecht, wenn ich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)