Seite:Lucians Werke 1177.jpg

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Der Hahn. Hören wir, was er mit sich spricht. Du sollst bald erfahren, warum er so aussieht.

Simon [zu sich selbst]. Nun, die siebzig Talente, denke ich, sind unter meiner Bettstelle in sicherer Verwahrung: keine lebendige Seele hat zugesehen, wie ich sie vergrub. Aber die sechzehen andern – ich fürchte, ich fürchte, der Stallknecht Sosylus hat mich bemerkt, als ich sie neulich unter der Krippe verbarg. Wenigstens macht sich der Bursche, der doch sonst immer so nachläßig und faul war, jetzt immer Etwas im Stalle zu schaffen. Ach! und wie leicht ist es möglich, daß man mir noch weit mehr gestohlen hat! Denn wie hätte sich sonst Tibius gestern einen so großen Seefisch kaufen können? Seinem Weibe soll er sogar ein Paar Ohrringe um fünf Drachmen[1] gekauft haben. O ich armer Mann! Man ruinirt mich ganz und gar! – Meine vielen Trinkgeschirre sind auch nicht gut aufbewahrt: ich bin keinen Augenblick sicher, daß mir kein Dieb durch die Wand bricht und sie fortschleppt. Es sind der Leute gar zu viele, die mit neidischen Blicken auf mein Eigenthum lauern, vor Allen aber Nachbar Micyllus.

Micyllus [leise]. Zum Jupiter, ich wäre also, wie du, und trüge die Schüsseln unter dem Arme davon?

Der Hahn. Bst! Sey doch stille, er merkt ja sonst, daß wir da sind.

Simon [fortfahrend]. Das Beste wird wohl seyn, ich halte mich wachend, und mache die Runde durch das ganze Haus. – Wer da? Halt Spitzbube, ich sehe dich wohl!


  1. 2 fl. 10 kr.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)