Seite:Lucians Werke 1178.jpg

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Gottlob, es war nur eine Bildsäule. – Ich will doch mein liebes Gold wieder ausgraben und noch einmal nachzählen, ob ich mich vorhin nicht verrechnet habe. – Horch! schon regt sich wieder Etwas, dicht neben mir. Es ist nicht anders, ich bin allenthalben von geheimen Feinden umlagert. Wo ist mein Dolch? Wart, wenn ich dich erwische! – – Nun will ich es wieder begraben, nein Geldsäckchen.

30. Der Hahn. Nun weißt du ja, wie gut es Simon hat. Laß uns nun das Restchen der Nacht benützen, noch ein Paar Andere zu besuchen.

Micyll. O des erbärmlichen Menschen, was das für ein Leben ist! Jedem meiner Feinde wünsche ich, so reich zu seyn. Ich muß ihm doch eine Ohrfeige geben zum Abschied.

Simon. Was war Das? Wer schlägt mich? O weh! Diebe! Räuber! ich werde bestohlen!

Micyll. Heule du nur, wache, zehre dich ab, und werde so gelb als dein Gold. – Nun wollen wir zu Gniphon gehen, dem reichen Wucherer; er wohnt nicht weit von hier. – Die Thüre ist offen.

31. Der Hahn. Siehe, auch Dieser kann vor seinen Sorgen nicht schlafen: ganz abgemagert sitzt er da und rechnet seine Zinsen an den Fingern her, und doch wird er Alles, was er hat, in Kurzem verlassen müßen, um in eine Motte, eine Mücke, oder eine Hundefliege sich zu verwandeln.

Micyll. Ich sehe ihn, den kläglichen Narren: lebt er doch jetzt schon ein wahres Mottenleben; denn auch er hat ja über dem leidigen Einmaleins die Schwindsucht bekommen. Fort! zu einem Andern.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)