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Hätte ich nicht zum Glücke noch den Koloß von Rhodus und den Leuchtthurm von Pharus entdeckt, glaube sicherlich, ich hätte die Erde gar nicht mehr gekannt. So aber wurde ich an diesen hohen, Alles überragenden Gegenständen, und an dem im Sonnenglanze allmählig sich spiegelnden Ocean gewahr, daß es wirklich die Erde war, Was ich da vor mir sah. Und wie ich einmal meine Augen recht scharf darauf richtete, so trat nach und nach auch die ganze Menschenwelt hell vor meine Blicke, und zwar nicht bloß ganze Länder und Städte, sondern sogar die Menschen einzeln, wie sie schiffen, Krieg führen, das Feld bauen, processiren; ich unterschied Männer, Weiber, Kinder, Thiere sogar, kurz Alles, was

– – lebt und webt auf der Alles ernährenden Erde.[1]

Freund: Das glaube, Wer da kann. Wie sollte sich Das reimen, daß du die Erde, weil sie in der großen Entfernung zu klein erschienen, erst suchen mußtest, und, wäre der Rhodische Koloß nicht gewesen, für erwas ganz Anderes als die Erde gehalten hättest, und daß du nun auf Einmal ein so scharfsichtiger Luchs geworden seyn solltest, um alle Dinge auf der Erde, Menschen und Thiere, und wohl gar am Ende noch die kleinsten Mückchen deutlich unterscheiden zu können?

13. Menippus. Du erinnerst mich eben recht: bald hätte ich das Wichtigste vergessen. Wie ich nämlich die Erde zwar entdeckt hatte, reichte dennoch mein Gesicht nicht weit genug, um von einer solchen Höhe Alles genau sehen zu können. Ich hätte weinen mögen vor Verdruß, und besann mich


  1. Nach Odyss. IX, 357.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1229.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)