Seite:Lucians Werke 1234.jpg

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17. Da nun dieses Alles zu gleicher Zeit vorging, so kannst du dir denken, was für ein Wirrwarr das Ganze war. Es kam mir vor, als ob man viele verschiedene Sänger, oder vielmehr Chöre zugleich auf die Bühne stellte: und nun sollte jeder einzelne Musiker, ohne alle Rücksicht auf Einklang mit den Uebrigen, seine eigene Melodie anstimmen, und Jeder sollte, in der ehrgeizigen Absicht, seine Melodie durchzusetzen, den Nachbar aus allen Kräften zu überschreien suchen – nun stelle dir vor, welche Harmonie da herauskäme!

Freund. In der That, Menipp, Das gäbe ein eben so lächerliches, als verwirrtes Concert.

Menippus. Gleichwohl besteht die ganze Bewohnerschaft der Erde aus solchen Chorsängern, und aus einem solchen übelklingenden Getöne ist das menschliche Leben zusammengesetzt: da singt Alles unharmonisch durch einander; Alle bewegen sich gegen einander in den verschiedensten Richtungen, Keiner ist dem Andern gleich an äußerer Art und Haltung, noch weniger an Sinn und Willen, bis endlich der Chormeister Einen nach dem Andern, der entbehrlich geworden, von der Bühne treibt. Nun sind sie sich einander auf Einmal gleich, und statt des verworrenen, tactlosen Singsangs herrscht tiefes Schweigen.

18. So närrisch mir übrigens das ganze Treiben auf diesem bunten und vielgestaltigen Schauplatze vorkam, so mußte ich doch am meisten über die sonderbaren Leute lachen, welche über die Grenzen ihrer Ländereien sich zanken, und sich Viel damit wissen, daß Sicyon’s Felder die ihrigen sind, oder daß sie die Feldmark von Marathon gegen Oenoë, oder

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1234.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)