Seite:Lucians Werke 1255.jpg

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etwas abwärts vom Fuße des Hymettus, und links vom Parnes, dorthin, wo du die beiden Anhöhen[1] siehst. – Aber Was ist dir? Du weinst ja und jammerst? Fürchte dich nicht. Es ist seitdem ganz anders geworden auf der Welt. Sie sind nun Alle todt, die Sciron, Pityocamptes, Busiris, Phalaris, die dir sonst so bange machten. Jetzt herrscht allenthalben die Philosophie, die Academie, die Stoa; allenthalben sucht man nur dich, spricht nur von dir, und Alle sperren die Mäuler auf, ob du nicht wieder zu ihnen herabgeflogen kommst.

Gerechtigkeit. Von dir kann ich die Wahrheit allein erfahren, Mercur: du hast ja dort so Viel zu verkehren, hast dich in den Gymnasien und als Marktpatron auf dem Markte umzutreiben, und in den Volksversammlungen den Herold zu machen – sage mir also, sind denn diese Leute wirklich von der Art, daß ich mir einen längern Aufenthalt unter ihnen versprechen darf?

Mercur. Ich würde mich in der That an dir versündigen, wenn ich dir nicht die reine Wahrheit sagte. Allerdings hat die Mehrzahl von ihnen durch die Philosophie nicht Wenig gewonnen: zum mindesten macht die Sorge für den philosophischen Anstand, daß sie in ihren Sünden mehr Maß und Ziel halten. Allein, um dir Nichts zu verhehlen: du wirst auch sehr schlimme Subjecte unter ihnen, und eine ziemliche Anzahl Solcher treffen, die halb gut, halb schlecht sind. Die Philosophie ist eine Färberin, welche die Leute übernimmt, um ihnen eine ganz neue Farbe zu geben. Welche


  1. Die Acropolis und den Areopag.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)