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Tychiades. Ganz vortrefflich definirt! Nur sieh zu, daß du wegen dieses Zweckes nicht mit gewissen Philosophen Händel bekommst.

10. Simon. Ich bin zufrieden, wenn sich beweisen läßt, daß das letzte Ziel der Glückseligkeit und der Parasitik Eins und Dasselbe ist. Der Beweis aber ist dieser. Der weise Homer rühmt voll Bewunderung das Leben des Parasiten als das einzig glückliche und erstrebenswerthe, wenn er sagt:[1]

Denn ich kenne gewiß ein angenehmeres Ziel nicht,
Als wenn festliche Freud’ im ganzen Volk sich verbreitet,
– – – – – und voll vor Jedem die Tische
Stehen mit Brod und Fleisch, und geschöpfeten Wein aus dem Kruge
Fleißig der Schenk umträgt, und umher eingießt in die Becher.

Und als ob er dieß Alles noch nicht genug gepriesen hätte, fügt er, um seine Gesinnung noch deutlicher auszudrücken, sehr treffend hinzu:

Solches deucht mir im Geiste die seligste Wonne des Lebens.

Was wird somit in dieser Stelle Anderes, als das Mitessen, zum höchsten Gute erhoben? Und zwar werden diese Worte nicht dem Nächsten Besten, sondern dem Klügsten aller Griechen, dem Ulysses, in den Mund gelegt. Hätte Dieser das höchste Gut der Stoiker anpreisen wollen, so hätte er ja Dieß füglich thun können, als er den Philoctet aus Lemnos zurückholte, oder als er Ilium verwüstete, oder die Griechen, da sie heimkehren wollten, zurückhielt, oder endlich, als er sich selbst geißelte, und, mit armseligen Stoischen Lumpen bedeckt, nach Troja kam. Allein dort äußerte er Nichts der


  1. Odyss. IX, 5. ff.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)